Arbeitsgruppe Interdisziplinäres Monitoring

© GIH / U. Stenz

Die Arbeitsgruppe Interdisziplinäres Monitoring ist führend in der Entwicklung innovativer geodätischer Mess- und Analysemethoden, zur Verbesserung der Deformationsüberwachung von zivilen Infrastrukturen, Bauwerken und komplexen Deformationsprozessen. Sie integriert sowohl kontaktbehaftete, als auch kontaktlose geodätische Methoden und kombiniert klassische und moderne Deformationsanalyseansätze mit KI-gestützten Techniken. 

Die Forschungsarbeiten umfassen wichtige Projekte, bei denen verschiedene geodätische Messverfahren für unterschiedliche Deformationsmodelle, wie Kongruenz-, kinematische, statische und dynamische Modelle, zum Einsatz kommen. Dabei werden auch Open-Source-InSAR-Daten genutzt, um eine langfristige und großflächige Überwachung von Infrastrukturen und Bauwerken durchzuführen. Darüber hinaus werden mit Hilfe von terrestrischen Laserscanning-basierten Analysen sowohl Deformations- als auch Messunsicherheiten berücksichtigt. Für Strukturen wie Hafenanlagen werden digitale Zwillinge entwickelt, die ein intelligentes, datengesteuertes Management ermöglichen. Des Weiteren umfasst die Forschung die Integration robuster Bayes'scher Anpassungsmethoden,  zur Behandlung von farbigen Messrauschen und Ausreißern in geodätischen Zeitreihenmessungen. 

Die Gruppe entwickelt Schwingungsüberwachungssysteme auf der Grundlage fortschrittlicher Zeitreihenanalyseverfahren für dynamische Strukturen, wie Brücken und Windkraftanlagen, unter Verwendung kostengünstiger Sensoren und 2D-Profil-Laserscanning-Messungen. Der Einsatz von 2D-Profil-Laserscanning ermöglicht dabei die räumlich-zeitliche Überwachung von hohen Strukturen wie Windkraftanlagen. 

Durch die Kombination dieser innovativen Messtechniken mit modernsten analytischen und KI-basierten Methoden, ist es Ziel, die Präzision, Genauigkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit der Instandhaltung von ziviler Infrastruktur und Bauwerken verbessern und so eine widerstandsfähigere und intelligentere Zukunft für die gebaute Umwelt gewährleisten.

Kompetenzfelder der Arbeitsgruppe

  • Geodätische- und Fernerkundungstechniken in der Infrastrukturüberwachung

    Der Forschungsfokus liegt auf der geodätischen Verformungsüberwachung von zivilen Infrastrukturen und Bauwerken. Hierbei kommen verschiedene Modelle zum Einsatz, darunter Kongruenz, Kinematik, Statik und Dynamik. Die Gruppe verwendet fortschrittliche Techniken wie terrestrisches Laserscanning (TLS), bildgestützte Totalstationen (IATS), Lasertracker, mikroelektromechanische Systeme (MEMS), Photogrammetrie und Synthetic Aperture Radar (SAR), um Verformungen an Gebäuden, Brücken, Dämmen, Straßen, Eisenbahnen und Windkraftanlagen zu erkennen und zu analysieren. Diese Technologien ermöglichen die frühzeitige Dedektion von Verformungen und unterstützen die Vorhersage notwendiger Instandhaltungsmaßnahmen, sodass rechtzeitige Eingriffe zur Erhaltung und Sicherheit der Infrastruktur sichergestellt werden können.

  • Deformationsanalyse

    Ziel ist die Erforschung fortschrittlicher geodätischer Analysetechniken, um Verformungsmuster besser zu verstehen und Verformungen in natürlichen und künstlichen Strukturen und Infrastrukturen zu überwachen. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Anwendung ausgefeilter Verformungsanalysealgorithmen, in Verbindung mit Deep-Learning-basierten Modellen, zur intelligenten und automatischen Erkennung von Strukturdefekten.
    Im Bereich der punktwolkenbasierten Verformungsanalyse, entwickelt die Gruppe B-Spline-/Multilevel-B-Spline-Kurven- und Oberflächenapproximationsmethoden für 2D- und 3D-Punktwolken. Diese Ansätze gewährleisten eine genaue Modellierung von Verformungen, insbesondere in komplexen Umgebungen wie der Unterwasserüberwachung.
    Deep-Learning-basierte Anomalieerkennung wird eingesetzt, um Abweichungen vom normalen Verhalten in strukturellen Systemen automatisch zu identifizieren und so eine effiziente und automatisierte Analyse großer Verformungsdatensätze zu ermöglichen. Dies erhöht die Robustheit und Zuverlässigkeit von Überwachungssystemen. Darüber hinaus untersuchen die Forschenden die Anwendung von Deep-Learning-Modellen, zur Anomalieerkennung in Zeitreihendaten von Persistent Scatterern (PS), um die Genauigkeit bei der Erkennung von Anomalien in großem Maßstab zu verbessern.
    Zusätzlich wird die intelligente Erkennung und 3D-Rekonstruktion von Rissen in Infrastrukturen anhand von Photogrammetriebildern behandelt. Diese Techniken liefern ein präzises Bild des Bauwerkszustands und identifizieren potenzielle Risiken und notwendige Maßnahmen.

  • Vibrationsüberwachung

    Die Vibrationsüberwachung konzentriert sich auf die Analyse des dynamischen Verhaltens von Strukturen, wie Brücken und Windkraftanlagen, um deren strukturelle Integrität zu bewerten. Die Forschung in diesem Bereich nutzt geodätische Zeitreihenmessungen, die aus Quellen wie MEMS, Videoaufnahmen aus dem IATS oder TLS-Profildaten für die Schwingungsüberwachung gewonnen werde. Fortschrittliche Methoden, darunter univariate autoregressive (AR) Modellierung und multivariate vektor-autoregressive (VAR) Modellierung, werden eingesetzt, um modale Parameter wie Eigenfrequenzen, Eigenformen und Dämpfungskoeffizienten zu schätzen.
    Diese Techniken ermöglichen die Überwachung von Strukturen durch die Schätzung deterministischer Parameter (modale Parameter), Auto- und Kreuzkorrelationen sowie stochastischer Modellparameter. Die frühzeitige Erkennung von Instabilitäten oder potenziellen Ausfällen wird erleichtert, wodurch die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur verbessert wird.

  • Sensorintegration und Überwachungssysteme

    Die Integration verschiedener geodätischer Sensortechnologien, verbessert die moderne Infrastrukturüberwachung durch die Kombination unterschiedlicher (kontaktbehafteter und kontaktloser) Messtechniken. TLS-Punktwolken, die mit digitaler Photogrammetrie fusioniert werden, verbessern die Genauigkeit und Vollständigkeit der flächenbasierten Deformationsanalyse durch die optimale Kombination von 3D-Punktwolken und bildbasierten Merkmalen aus verschiedenen Epochen. Um Genauigkeitsverluste bei MEMS-Beschleunigungsmessern zu minimieren, werden diese mit geodätischen Messsystemen wie IATS unter Verwendung von Kalman-Filtern integriert, wodurch zuverlässigere absolute Positionsschätzungen gewährleistet werden. Für die großflächige Überwachung bietet die Fusion von GNSS- und InSAR-Daten innerhalb eines Kalman-Frameworks eine hohe räumliche und zeitliche Auflösung und ermöglicht so eine präzise und zuverlässige Verformungsüberwachung.

  • Qualitätsbewertung von Geodaten

    Dieser Bereich konzentriert sich auf die Bewertung von Modell- und Messunsicherheiten in TLS-Daten für eine präzise und genaue Deformationsüberwachung. Darüber hinaus entwickelt die Gruppe robuste Bayes'sche Anpassungsmethoden für die geodätische Zeitreihenanalyse, die Ausreißer, farbiges Rauschen, Datenlücken und nichtstationäres Rauschen berücksichtigen.
    Um die Zuverlässigkeit von InSAR-Daten zu gewährleisten, verbessert ein fortschrittliches räumlich-zeitliches Qualitätsmodell – das univariate/multivariate Zeitreihenanalysen, Multilevel B-Splines (MBA) für die Oberflächenapproximation und Bootstrapping für die Unsicherheitsquantifizierung umfasst – die Zuverlässigkeit von InSAR-Daten bei der großflächigen Deformationsüberwachung.

  • Räumlich-zeitliche Modellierung in Geodaten

    Die räumlich-zeitliche Modellierung in Geodaten erfolgt durch die Integration von univariater/multivariater Zeitreihenanalyse mit B-Spline-/Polynomkurven-/Oberflächenapproximation, je nach Dimensionalität der Daten und Anwendungsbereich. Beispielsweise werden 2D-Raum-Zeit-Modelle unter Verwendung von 2D-TLS-Profilmessungen entwickelt, die sich besonders für die Überwachung von Strukturen wie Windkraftanlagen und Brücken eignen. Im Gegensatz dazu wird die 3D-Raum-Zeit-Modellierung auf InSAR-Zeitreihendaten angewendet, um das räumlich-zeitliche Verformungsverhalten über lokale oder globale Oberflächenbereiche hinweg zu erfassen.

Arbeitsgruppenleitung

Prof. Dr.-Ing. Ingo Neumann
Geschäftsführende Leitung
Adresse
Nienburger Straße 1-4
30167 Hannover
Gebäude
Raum
Prof. Dr.-Ing. Ingo Neumann
Geschäftsführende Leitung
Adresse
Nienburger Straße 1-4
30167 Hannover
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Raum

Arbeitsgruppenleitung

Dr.-Ing. Mohammad Omidalizarandi
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Arbeitsgruppenleitung
Adresse
Nienburger Straße 1-4
30167 Hannover
Gebäude
Raum
Dr.-Ing. Mohammad Omidalizarandi
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Arbeitsgruppenleitung
Adresse
Nienburger Straße 1-4
30167 Hannover
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Mitglieder der Arbeitsgruppe

Aktuelle Projekte der Arbeitsgruppe

  • Deformationsanalyse auf der Grundlage von terrestrischen Laserscanner-Messungen (TLS-Defo, FOR 5455): Unsicherheit der Oberflächenannäherung
    Bei geodätischen Verformungsanalysen werden geometrische Veränderungen in zwei oder mehr Zuständen statistisch untersucht. Um das volle Potenzial etablierter oberflächenbasierter Messverfahren wie dem terrestrischen Laserscanning (TLS) zu nutzen, ist eine kontinuierliche lokale und globale Modellierung der überwachten Oberfläche erforderlich. Das Projekt "Unsicherheit der Oberflächenannäherung" konzentriert sich auf die Untersuchung der Interaktion zwischen Mess- und Modellunsicherheiten im Zusammenhang mit der Auswahl von Oberflächenmodellen. Diese Komponenten sind eng miteinander verbunden, da die Höhe der Modellunsicherheit direkt von der Wechselwirkung zwischen der Komplexität des gemessenen Objekts, wie Rauheit und scharfe Kanten, und der räumlichen Dichte der Messpunkte über das Objekt beeinflusst wird. Um dies zu berücksichtigen, unterscheidet das Projekt zwischen drei Unterthemen: TLS-Unsicherheitsbudget, Modellunsicherheit und die Anwendung der fraktalen Geometrie als methodisches Werkzeug zur Erreichung des primären Projektziels.
    Leitung: Ingo Neumann, Mohammad Omidalizarandi
    Team: Jan Hartmann
    Jahr: 2023
    Förderung: DFG
    Laufzeit: 10/23 – 09/27
Abgeschlossene Projekte der Arbeitsgruppe